Key Visual Morgenstadt Werkstatt 2020
© Fraunhofer IAO

Digitalakademie@bw: Gemeinsam Digitalisierung durch Innovation gestalten

Werkstattbericht des Kommunalen Innovationscenter KIC@bw am Fraunhofer IAO

Die Digitalakademie@bw ist eines der zentralen Innovationsprojekte der Landesstrategie digital@bw zur digitalen Transformation und Zukunftssicherung der Kommunen und Landkreise in Baden-Württemberg. Sie entwickelt als einzigartiges Kompetenznetzwerk neue Formate für Qualifizierung, Innovation, Wissenstransfer und kulturellen Wandel. Hierzu arbeiten die kommunalen Spitzenverbände Städtetag, Landkreistag und Gemeindetag BW, das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg, das Fraunhofer IAO, das IAT der Universität Stuttgart, die Führungsakademie BW und die regionalen IT-Dienstleister seit Juli 2018 in vier Kompetenzzentren mit einer gemeinsamen Geschäftsstelle partnerschaftlich und interdisziplinär zusammen.
  • Modul 1 “Digital Leadership” (Leitung: Führungsakademie BW)

  • Modul 2 “Kommunale Digitallotsen” (Leitung: Kommunale Landesverbände)

  • Modul 3 “Digitale Verwaltungsprozesse” (Leitung: ITEOS)

  • Modul 4 “Kommunales Innovationscenter” (KIC@bw) (Leitung: Fraunhofer IAO)

Die Umsetzung neuer Lösungen in der Fläche findet nicht nur in den Ministerien selbst statt, sondern auch verstärkt in den Städten und Gemeinden vor Ort - in der Lebenswirklichkeit der Bürgerinnen und Bürger. Die Stärkung der kommunalen Handlungsfähigkeit bei der Digitalisierung, die Qualifizierung durch neue Bildungsangebote, der Wissenstransfer über kommunale Grenzen hinweg und der Aufbau neuer Partnerschaften mit der Zivilgesellschaft, der kommunalen Wirtschaft und der Wissenschaft stellt somit einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren dar, damit Baden-Württemberg die Digitalisierung für und mit den über elf Millionen Bürgerinnen und Bürgern gestalten kann.

Das kommunale Innovationscenter KIC@bw am Fraunhofer IAO in Stuttgart versteht sich dabei als offenes Zukunftslabor für alle interessierten Kommunen und Landkreise, um innovative Formate für Konzeptentwicklung, Wissenstransfer, Vernetzung oder Beteiligung gemeinsam mit wissenschaftlicher Unterstützung zu erproben und darüber hinaus Werkzeuge und Methoden zur Förderung von Innovationen im öffentlichen Sektor zu entwickeln.

Formate und Angebote des KIC@bw

Natürlich ist nicht jede Kommune gleich und auch Landkreis ist nicht gleich Landkreis. Von zentraler Bedeutung sind auch Ressourcen, um neue Aufgaben bewältigen zu können. Dennoch haben es die Verwaltungen zumeist selbst in der Hand, ihre Innovationsfähigkeit zu stärken, indem sie an den genannten Stellschrauben ansetzen. Neben den Handlungsempfehlungen der Innovationsstudie wurden im KIC@bw folgende Formate für Kommunen und Landkreise entwickelt, um Innovationen in der öffentlichen Verwaltung in Baden-Württemberg zu stärken:

  • Experimentierräume für Beteiligung und offene Innovation:
    • Digital.Labor*
    • Kreativformate, z. B. Civil City Challenge
  • Netzwerken & Wissensaustausch:
    • Morgenstadt:Werkstatt*
    • Kommunale Innovationstage
    • Innovation Breakfasts
    • Innovationsnetzwerke zu Themen wie Mobility-as-a-Service, Innovationskultur(en) in der öffentlichen Verwaltung oder datengestütztes Parkraummanagement
  • Wissenserwerb & Methoden-Know How:
    • Werkzeugkasten mit Anleitungen für verschiedene Innovationsmethoden und –instrumente
    • Studien, z. B. zur Innovationsfähigkeit, zum Einsatz von KI in der Verwaltung* oder zu rechtlichen Barrieren im Innovationsprozess
  • Förderstrukturen & Drittmittel:
    • Fördermittelberatung

Mobile Digital.Labore am Beispiel des Landkreises Biberach

EXKURS: Digital.Labore

Die Digital.Labore sind ein aufsuchendes Format, welches Experimentierräume schaffen und den Austausch zwischen Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft anregen soll. In dem kooperativen Format werden in praktischer Zusammenarbeit gemeinsam innovative Lösungen entwickelt und umgesetzt.

Hierzu hat das Fraunhofer IAO einen speziellen Designprozess im Makeathonformat entwickelt. Bei einem »Makeathon« (von »to make« und »Marathon«) werden lokale Akteure aus Stadtverwaltung, Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und dem Kreativsektor zusammengebracht. In dem Prozess, der vom Fraunhofer IAO und dem assoziierten Partner des KIC@bw Tinkertank moderiert wird, werden nicht nur Ideen entwickelt und konzeptioniert, sondern auch prototypisch umgesetzt. Das Format ist individuell anpassbar und ermöglicht es, alle Fragestellungen rund um die urbane Digitalisierung gemeinschaftlich anzugehen.

Um die Möglichkeiten der Digitalisierung für Kommunen erlebbar zu machen, wird hierzu ein mobiles Applikations- und Demonstrationslabor genutzt. Das Labor besteht aus einzelnen Modulbausteinen in Form von Flight Cases, welche flexibel an die jeweiligen Anforderungen angepasst werden können und aufgrund ihres Designs leicht zu transportieren sind. Die Module reichen hierbei vom Sensorik-Baukasten zur Erfassung von Echtzeitdaten auf Basis einer offenen LoRa-Infrastruktur bis hin zur Virtual Reality Station für immersive Visualisierungen von Planungsgegenständen.

Im Digital.Labor Illertal im Landkreis Biberach haben sich die Gemeinden Kirchdorf, Erolzheim, Kirchberg und Dettingen gemeinsam dem Thema Mobilität im ländlichen Raum im Kontext der Digitalisierung gewidmet. Zusammen mit Vertretern aus der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wurden in einem kreativen Designprozess Ideen entwickelt, konzeptioniert und als Prototypen realisiert. Dabei stand die Frage im Vordergrund, wie die Digitalisierung genutzt werden kann, um die Attraktivität alternativer Mobilitätsangebote zu steigern.

Die Gemeinde Erolzheim nimmt aufgrund der Bündelung von Versorgungseinrichtungen eine zentrale Rolle im Illertal ein. Vor diesem Hintergrund wurde das System der digitalen Mitfahrbank 2.0 als einer von vier Prototypen entwickelt. Dies soll den Gemeinden Dettingen, Kirchberg, Kirchdorf und Berkheim den Zugang zu bestehenden Versorgungseinrichtungen in Erolzheim ermöglichen, ohne dabei auf das eigene Fahrzeug oder den ÖPNV angewiesen zu sein. Die entwickelte Lösung nutzt hierbei das Prinzip der sogenannten »Mitfahrbank«. Dabei handelt es sich um eine im öffentlichen Raum aufgestellte Sitzbank mit besonderem Zweck: Durch das Platznehmen auf dieser Bank signalisieren die Wartenden, dass sie auf eine spontane, kostenlose Mitfahrgelegenheit im PKW zu einem bestimmten Ziel hoffen.

Mobiles Applikations- und Demonstrationslabor der Digital.Labors
© Fraunhofer IAO, Ludmilla Parsyak

Um die Sichtbarkeit der wartenden Personen zu erhöhen und eine effizientere Mitnahme zu ermöglichen, wurde dieses analoge System um ein digitales Anzeige- und Rufsystem erweitert. Hierbei werden an aktiven oder stillgelegten Haltestellen Touchdisplays angebracht, um so per »Knopfdruck« aufzuzeigen, wohin man mitgenommen werden möchte. Die vorbeifahrenden PKW werden mittels Anzeigen unmittelbar vor den Haltestellen sowie am Ortseingang informiert und können die Wartenden zu ihrem Zielort mitnehmen. Neben dem entwickelten Prototyp auf Arduino-Mikrokontrollerbasis  wurde die bestehende Haltestelle inmitten der Versorgungseinrichtungen mittels 360°-Fotografie aufgenommen und virtuell um die geplante Infrastruktur integriert. Diese kann nun am Computer oder mit einem Virtual-Reality-Headset angesehen und virtuell erlebt werden, ganz so, als stünde man direkt vor Ort.

Prototyp Touch-Display Mitfahrbank auf Arduino-Mikrokontrollerbasis
© Fraunhofer IAO, Ludmilla Parsyak

Morgenstadt Werkstatt 2020 – Das Innovations-Festival für digitale Zukunftskommunen in Baden-Württemberg

Die Morgenstadt Werkstatt bietet als Plattform zur Diskussion kommunaler Innovationen die passende Bühne zum Wissensaustausch und zur Schaffung neuer Innovationspartnerschaften für alle Akteure, welche die Stadt von morgen aktiv gestalten wollen.

Das Festival greift aktuelle Herausforderungen in ko-kreativen Formaten auf und in Kooperation mit relevanten Unternehmen und anderen Stakeholdern werden konkrete Lösungsansätze entwickelt. Im Fokus des Innovations-Festivals steht zudem die Vernetzung der Akteure, die sich mit dem Thema Stadt der Zukunft auseinandersetzen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich je nach Interesse ihr Tagesprogramm individuell zusammenstellen und haben außerdem die Möglichkeit, selbst Fragestellungen einzubringen oder ihre eigene Veranstaltung in die Werkstatt zu integrieren.

© Fraunhofer IAO

Austauschplattform für kommunale Bedürfnisse und technologische Möglichkeiten

Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie des Landes Baden-Württemberg wurde das Format der Morgenstadt Werkstatt entwickelt und 2015 zum ersten Mal durchgeführt. In den folgenden Jahren etablierte sich die Werkstatt als Baden-Württembergs größte Plattform für digitale und kommunale Innovation und als die Austauschplattform der Digitalakademie@bw

Komplementär und aufgrund der großen Nachfrage zum Format der Morgenstadt Werkstatt wurden in diesem Jahr die Kommunalen Innovationstage Baden-Württemberg konzipiert und erstmalig durchgeführt. Als Austauschformat, das sich vornehmlich an kleine und mittlere Kommunen wendet, bieten die Innovationstage eine wertvolle Ergänzung zur Morgenstadt Werkstatt im Hinblick auf die regionale Vernetzung im Land.

Gemeinsam den digitalen Wandel gestalten

© Fraunhofer IAO

Auch im kommenden Jahr, am 5. und 6. März 2020, wird die Morgenstadt Werkstatt wieder zur deutschlandweiten Anlaufstelle für Akteure, die im kommunalen Umfeld die Digitalisierung im Blick haben. Mit interaktiven Formaten wie Key-Notes, Diskussionsrunden, Kreativ-Workshops, Live-Entwicklung von Geschäftsmodellen oder dem Bau von ersten Prototypen laden wir Kommunen, Städte und Landkreise, Start-ups und Unternehmen, Wissenschaft, Bürgerinnen und Bürger sowie Studierende herzlich dazu ein, gemeinsam mit uns die Kommune der Zukunft zu gestalten.

Bei der vierten Auflage des Innovations-Festivals geht es um die Digitalisierung von Landkreisen, Städten und Kommunen sowie um die Frage, welche Möglichkeiten der Zukunftsmarkt Stadt für Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft bietet. Seien Sie dabei, wenn die Morgenstadt Werkstatt Anfang 2020 in die nächste Runde geht – ob als Partner oder als Teilnehmer.