smart village
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Smart Village: Ganzheitlichkeit bietet Chance für kleine und mittlere Behörden

Prof. Christian Schachtner forscht zur Aufwertung des ländlichen Raums. Für seine Arbeit "Wandel zur Ganzheitlichkeit in Stadtverwaltungen und kleinen und mittleren Behörden (KMB)" wurde er mit dem „Academic Track Award“ ausgezeichnet, der den Transfer von Studienergebnissen an Akteure der digitalen Stadt- und Landgestaltung unterstützt. Der folgende Beitrag ist ein Abstract dieser Arbeit.

Betrachtet man ländlich geprägte Regionen in Zentraleuropa, so werden unterschiedliche Strategien sichtbar, wie der ländliche Raum von Digitalisierungsmaßnahmen profitieren kann. Gleichzeitig können internationale Vernetzungen zwischen Regionen aufgrund von Förderfähigkeit von transnationalen Programmen und gesetzlichen Unterschieden profitieren, wie dies beispielsweise in Projekten des Autors zwischen der Schweiz und Deutschland vorgesehen ist.

Metropolen stehen global in einem Wettbewerb bei der Frage der Ansiedlung zukunftsweisender Technologiebranchen und beeinflussen ihr Handeln durch Tech-Strategien mit einer modernen und unternehmerfreundlichen Standortpolitik.

Kleine und mittlere Städte (KMB) können in regionaler Vernetzung aber auch Akteur für Trends der Gesellschaft sein, wenn sie serviceorientiert und kollaborativ mit Akteuren aus der Bürgerschaft und örtlichen Unternehmern zusammenarbeiten und in Infrastruktur für Open Data, KI-Einsatz oder Nutzerzentrierung im Service investieren.

Die Zufriedenheit der Bevölkerung über politische Richtungsentscheidungen ist hier einfacher in einem Stimmungsbarometer abzufragen, sodass Vorgaben der kommunalen Gremien auch in Hinblick auf Megatrends wie Datenvernetzung oder Nachhaltigkeit schneller und ganzheitlicher umsetzen sind, als dies in Metropolen gelingen könnte. Dieser Vorteil ist von smarten Städten und Kommunen zu erkennen und in überregionalen Projekten zur Umsetzung von Belangen mit Wirkungsorientierung für Gesellschaft umzusetzen.

Besonders in Krisenzeiten zeigt die Bereitstellung smarter Dienste für die Bevölkerung, ob Kommunen den Qualitätserwartungen innovativer Dienstleistungserbringung gewachsen sind. Ein Vergleich der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 und der aktuellen Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 macht deutlich, dass eine nutzerfreundliche Ausgestaltung smarter Dienste zur Erfüllung der Qualitätserwartungen der Bürgerschaft von hohem Belang ist.

Während in akuten Krisenzeiten klar und zügig kommunizierte Situationseinschätzungen, Handlungsoptionen und -notwendigkeiten für die Bürgerschaft wichtig sind, kann nach Überstehen der akuten Krisensituation besonders durch das Lernen von Behörden und über beteiligungsorientiertes und methodisches Vorgehen ein Image- und Vertrauensgewinn der Bevölkerung erzielt werden.

Insoweit ist der Beitrag von KMBs zum Wertewandel der Zukunft von hohem Potential geprägt, wenn durch Aufklärung und Vertrauensbildung eine Wirkung im Sinne langfristiger gesellschaftlicher Bedürfnisse und Trends aktiv angegangen wird.

Interdisziplinäres Denken und kollaboratives Handeln mit Akteuren der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und Wissenschaft in Innovationsfeldern kann somit auch als Schlüssel für die Regionalentwicklung und den Bedeutungszuwachs von KMBs angesehen werden.