Stadtverwaltung Nürnberg
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Arbeiten in der Stadtverwaltung Nürnberg

Mit alternativen Weiterbildungsmodellen, Diversity Mainstreaming und Flexibilität zum attraktiven Arbeitgeber

Für die Stadt Nürnberg arbeiten über 11.000 Mitarbeiter in mehr als 200 unterschiedlichen Berufen und Fachrichtungen: vom Beamten über Kindergärtner bis hin zum Straßenfeger. Die Stadtverwaltung sieht sich als sozialen Arbeitgeber. Die fortschrittliche Integrationspolitik der Stadt findet sich auch innerhalb der eigenen Mitarbeiterschaft wieder. Chancengleichheit, Aufstiegsmöglichkeiten und ein gesunder Arbeitsplatz werden in Nürnberg groß geschrieben – wie die zweitgrößte Stadt Bayerns Fachkräfte anwirbt und halten will.

Wie auch in vielen anderen Verwaltungen überzeugt die Stadt Nürnberg als Arbeitgeber durch Sicherheit. Seit über 20 Jahren sind  hier betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Zusätzlich zum ausgehandelten Gehalt zahlt Nürnberg seinen Mitarbeitern Weihnachtsgeld und fünf Millionen Euro an Boni für besondere Leistungen. Hinzu kommen eine betriebliche Altersvorsorge und die Einzahlung in die bayerische Zusatzversorgungskasse, geregelte Arbeitszeiten sowie Sozialzuschüsse wie beispielsweise die Erstattung von Tickets für den Öffentlichen Personennahverkehr. Doch das besondere an der Nürnberger Stadtverwaltung sind ihre sozialen Benefits - divers, fair, flexibel und zukunftsorientiert.

Nürnberg ist bunt. Circa 40 Prozent der Gesamtbevölkerung besitzt einen Migrationshintergrund.
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Schutz vor Diskriminierung für mehr Vielfalt

Im Juli 2017 lebten rund 7.500 geflüchtete Menschen im Nürnberger Stadtgebiet. Die größte Gruppe stellten dabei Flüchtlinge aus Syrien, gefolgt von Asylsuchenden aus dem Irak, Äthiopien, dem Iran und Aserbaidschan. Nach den statistischen Daten beträgt der Anteil der Nürnberger mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung circa 40 Prozent.

Im Anschluss an die erstmaligen "Leitlinien zur Integrationspolitik der Stadt Nürnberg" aus dem Jahre 2004 hat der Stadtrat Ende Juli 2018 diese entsprechend der gesellschaftlichen Entwicklung fortgeschrieben. Darin ist als klarer Punkt festgehalten: die interkulturelle Öffnung der Verwaltung.

Um diesem Streben Ausdruck zu verleihen, unterschrieb der Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly die Charta der Vielfalt.

Innerhalb der Stadtverwaltung soll vor allem der Schutz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Diskriminierung gewährleistet werden. Ziel ist es darüber hinaus, interkulturelle Kompetenz in jenen Bereichen mit Außenwirkung zu fördern.

Interkulturelles Training für Mitarbeiter

Dafür beteiligt sich die Stadt Nürnberg am „Programm zur Interkulturellen Öffnung der Kommunen (XENOS PIK)“ – ein Maßnahmenpaket für Schulen, für die Ausbildung und Arbeitswelt gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Ein Teilprojekt bietet Auszubildenden, Mitarbeitern und Führungskräften ein kompetenzbasiertes, interkulturelles Training an. Für Führungskräfte ist ein Rekrutierungskonzept zur Erhöhung des Anteils von Mitarbeitern mit Migrationserfahrung enthalten.

Ein weiteres Projekt der Stadtverwaltung ist die Entwicklung einer schulischen Willkommenskultur und ein daran geknüpfter Gewinn an Lehrkräften mit Migrationshintergrund.  Ziel ist eine interkulturelle Personal- und Organisationsentwicklung.

Die Stadt gestaltet gezielte Informations- und Werbemaßnahmen bei den Ausbildungsangeboten. In enger Zusammenarbeit mit dem Integrationsrat  wirbt sie an Schulen mit hohem Anteil von Migrantinnen und Migranten und zeigt Präsenz auf Berufsmessen.

54 Prozent der Verwaltungsangestellten und Beamten in Nürnberg sind Frauen.
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Mehr Frauen in Führungspositionen

Circa 54 Prozent der Verwaltungsangestellten und Beamten in Nürnberg sind  Frauen, 46 Prozent sind Männer. Rund 750 städtische Beschäftigte arbeiten in Führungspositionen auf unterschiedlichen Ebenen. Davon sind  circa 48 Prozent mit Frauen und 52 Prozent mit Männern besetzt.

Ein Mentoring-Programm soll dabei helfen, mehr Frauen in Führungsposition einzusetzen. Den Mentoren wird begleitend ein Seminar angeboten, um Gender- oder interkulturelle Kompetenz weiter auszubilden.

Förderung von Mitarbeitern mit Behinderung

Entsprechend der gesetzlichen Verpflichtungen müsste die Stadt mindestens fünf Prozent ihrer Stellen mit schwerbehinderten Menschen besetzen. Mit 9,88 Prozent beschäftigt Nürnberg jedoch beinahe doppelt so viele.

Gibt es geeignete schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerbern für frei gewordene Stelle oder interne Ausschreibungen, werden diese bevorzugt ausgewählt. Dienststellen und Führungskräfte werden dahingehend auf Schulungs- und Informationsveranstaltungen durch das Integrationsamt beraten: über Möglichkeiten zur Anpassung der Arbeitsplätze und ggf. der Arbeitsplatzausstattung sowie finanzielle Fördermöglichkeiten.

Diversität als Normalzustand: Mit Diversity Mainstreaming werden sämtliche Minderheiten in der Außenkommunikation miteinbezogen.
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Diversity Mainstreaming für Verwaltungen

Die Stadt nimmt auch am Projekt  „Chancen gleich(heit) prüfen - Diversity Mainstreaming für Verwaltungen“ der Antidiskriminierungsstelle des Bundes  teil.

Diversity Mainstreaming beschreibt Chancengleichheit und das Recht über die Merkmale Alter, Behinderung, ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion / Weltanschauung sowie sexuelle Identität hinweg umfassend adressiert zu werden. So soll  die Darstellung und Präsentation der Ausbildungsberufe verbessert werden, um beispielsweise einer geschlechterspezifischen Berufswahl entgegenzuwirken. Bisher lag der Fokus darauf, auf einzelne Diskriminierungsmerkmale einzugehen und damit einhergehende zielgruppenspezifische Maßnahmen zu treffen. Jetzt sollen  bestehende Einzelmaßnahmen und Strategien in ein Gesamtkonzept integriert werden.

Flexible Arbeitszeiten für Führungspositionen

Für Tarifangestellte wie für Beamte werden in Nürnberg individuelle Teilzeit-Beschäftigungsmodelle angeboten – auch im Rahmen von Führungspositionen! „Die Wahrnehmung von Führungsfunktionen mit reduzierter Arbeitszeit dient der Chancengleichheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, so Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly.

Ob Kinderbetreuung, Elternzeit, Pflegefälle in der Familie, einschränkende Krankheiten oder mehr Zeit für persönliche Projekte – knapp 35 Prozent der 11.000 Mitarbeiter der Stadt  arbeiten weniger als 39 bzw. 40 Stunden pro Woche.

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Die Wahrnehmung von Führungsfunktionen mit reduzierter Arbeitszeit dient der Chancengleichheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg

Die Arbeitszeit von Führungskräften kann um wenige Stunden oder bis zu 50 Prozent reduziert werden. Zwei Drittel haben sich für eine Arbeitszeit im Bereich von 27 Stunden oder mehr entschieden. Darunter fallen auch Führungskräfte, die eine Altersteilzeit-Regelung in Anspruch nehmen.

Führungspositionen können durch Stellvertreterinnen oder Stellvertretern wahrgenommen oder durch eine sachbearbeitende Tätigkeit auf eine andere Position übertragen werden. Auch möglich ist eine geteilte Leitung, d. h. die Aufteilung der Führungsposition auf zwei gleichberechtigte Führungskräfte. Diese Variante wird derzeit von weniger als zehn Prozent der Führungspositionen praktiziert.

Ob 4-Tage-Woche oder Job Sharing – in der Stadtverwaltung Nürnberg gibt es eine Vielzahl an Arbeitszeitmodellen.
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Von klassischer Teilzeit bis Job Sharing

Zur Arbeitszeitreduktion stehen verschiedene Modelle zur Verfügung. Die klassische Reduktion sieht eine 5-Tage-Woche mit 4 täglichen Arbeitsstunden vor. Aber auch eine flexiblere Lösung einer 4-Tage-Woche à fünf Stunden oder acht Stunden an zwei Tagen, gefolgt von einem halben Arbeitstag, sind möglich. Bei der Teilung einer Führungsposition ist auch das sogenannte Job Sharing möglich, bei dem die zwei Beteiligten das Stundenkontingent untereinander aufteilen.

Die Stadt Nürnberg ermöglicht ihren Mitarbeitern auch einen temporären Ausstieg durch ein Sabbatjahr oder einen Pflege-Ausstieg. Für eine erfolgreiche  Rückkehr werden den Mitarbeitern sogenannte Rückkehrgespräche sowie Informationsangebote und erneute  Qualifizierungsmaßnahmen angeboten.

Seit 2012 bietet die Nürnberger Stadtverwaltung ihren Beschäftigten Telearbeitsplätze an.
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Home Office durch Telearbeitsplätze

Seit 2012 ist bei der Stadtverwaltung Nürnberg das Arbeiten von Zuhause durch Telearbeitsplätze möglich. Die bisherigeren Arbeitsplätze der Mitarbeiter bleiben  weiterhin bestehen, sie erhalten jedoch zusätzlich einen Laptop und erforderliche Software zur wechselseitigen Nutzung am häuslichen Arbeitsplatz und in der Beschäftigungsdienststelle. Die Stadt versucht gesundheitsschädigende  Faktoren des Arbeitsumfeldes zu minimieren oder diese auf geeignete Weise zu kompensieren. Mehr noch.

Ob Präventionsmaßnahmen oder eine Auszeit zur Pflege von Angehörigen – die Nürnberger Stadtverwaltung sorgt für ein gesundes Arbeitsumfeld
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Gesundheitsmaßnahmen für Mitarbeiter

In Zusammenarbeit mit dem Betriebsärztlichen Dienst und dem Bereich Arbeitssicherheit beim Referat für Allgemeine Verwaltung, dem Personalamt und den Fachdienststellen arbeitet die Stadt an einer Gesundheitsvorsorge. In Kooperation mit den Krankenkassen werden den Mitarbeitern  Präventionsmaßnahmen in Form von Projekten und Veranstaltungen, Sportgruppen, Ernährungsseminaren oder organisierten Freizeiten für Gesundheit und Ausgeglichenheit geboten. Vorgesetzte werden außerdem zielgruppenspezifisch  für junge Ausbildungskräfte zum Thema Sucht geschult.

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Pro Jahr starten rund 125 Nachwuchskräfte in bis zu 30 verschiedenen Berufen bei der Stadtverwaltung.

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Mitarbeiterinteressen berücksichtigen

Pro Jahr starten rund 125 Nachwuchskräfte in bis zu 30 verschiedenen Berufen bei der Stadtverwaltung. Ziele der Stadt Nürnberg ist eine zukunftsorientierte Entwicklung der Verwaltung, Kosten- und dienstleistungsorientiertes Arbeiten gegenüber dem Bürger unter Berücksichtigung der Interessen der Mitarbeiter von denen im Gegenzug Eigenverantwortlichkeit eingefordert wird.

 

In der Personalentwicklung wird daher auf Dienstleistungs- und Kundenorientierung, Qualitäts- und Verantwortungskompetenzen der Beschäftigten und ihre Lern- und Problemlösungsfähigkeit gesetzt.

Individuelle berufliche Entwicklungen werden mit zukunftsbedingten Veränderungen in Einklang gebracht. Der Stadt Nürnberg liegt außerdem viel daran, ihre Mitarbeiter zu halten. Vor Ausschreibungen wird stets überprüft, ob  eine interne Stellenneu- bzw. eine Umbesetzung möglich ist.

Die Städteakademie Nürnberg Fürth Erlangen Schwabach ist interner Träger für die Weiterbildung der Nürnberger Beamten und Verwaltungsangestellten.
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Effizientes Wissensmanagement und Weiterbildung an der Städteakademie

Durch ein  Mentoren-Programm und effizientes Wissensmanagement soll eine zeitsparende und wirksame Einarbeitung gewährleistet werden. Mithilfe einer passenden IT-Unterstützung entwickelt die Stadt Handlungsleitfäden mit Vorgehensweisen, Methodenauswahl, Muster-Checklisten und Interviewleitfäden. 

Die  Qualifizierungsangebote der  „Städteakademie Nürnberg Fürth Erlangen Schwabach“ werden jährlich in Anspruch genommen und durch die Leistungen externer Träger ergänzt. Die Angebote werden kontinuierlichen Evaluation unterzogen und entsprechend der Bedarfsentwicklung weiterentwickelt.

Aufstiegschancen durch modulare Qualifizierung

Seit 2011 bietet die Stadt Nürnberg eine Leistungslaufbahn in vier Qualifikationsebenen an, die die Aufstiegschancen für alle Mitarbeiter erhöht. Durch modulare Qualifizierung können sich Beamte mit herausragenden Leistungen für einen höheren Dienstgrad qualifizieren.

Je nach Dienstebene muss der Mitarbeiter drei bis vier Module mit einer Gesamtdauer zwischen 15 und 25 Tagen und eine mündliche Prüfung ablegen. Die Zulassung einer Qualifizierung dieser Art unterliegt der Genehmigung durch den Landespersonalausschuss.

Im Anschluss an die Weiterbildung kann auch ein Studium an einer Fachhochschule und damit verbundener weiterer Berufsaufstieg folgen.

Ob im Rahmen der Weiterbildung, der Diversität oder Flexibilität – die Stadt Nürnberg bietet ihren Mitarbeitern Platz zur Entfaltung. Neben finanziellen Leistungen wird Beschäftigen wie Beamten ein soziales Arbeitsumfeld geboten, das sich an ihre Bedürfnisse und Lebenslagen anpassen lässt. Familie, eigene Projekte und Karriere können so "unter einen Hut" gebracht, starre Arbeitsmodelle und Strukturen gelockert und Minderheiten gefördert werden. Das kommt nicht von ungefähr: Mit ihren 11.000 Mitarbeitern ist die Stadtverwaltung zwar eine der größten Arbeitgeberin der Region, muss sich aber auch gegenüber vielen erfolgreichen kleinen und mittleren Unternehmen bis hin zu Weltkonzernen behaupten.