Polizei 2.0
© pixabay.com/ planetfox

Nachwuchs „polizeilich gesucht“

PwC-Studie beleuchtet verstaubte Strukturen der Polizei und die daraus resultierenden Probleme bei der Personalrekrutierung

Hüter*in von Recht und Ordnung zu sein – ein Kindheitstraum von vielen. Gepaart mit einem inneren Sinn für Altruismus ist der Polizeidienst in Deutschland für viele junge Menschen auch im Erwachsenenalter noch sehr attraktiv. Allerdings gibt es eine Reihe von Hindernissen für die Gewinnung neuer Mitarbeitender, insbesondere für Quereinsteiger*innen, belegt nun eine am 17. Oktober veröffentlichte Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Eine Analyse der polizeilichen Strukturen sowie einige Vorschläge zur Verbesserung.
Dr. Wolfgang Zink ist Partner bei PwC und u.a. Autor der Studie "Nachwuchs „polizeilich gesucht“: Die Polizei als Arbeitgeber".
© PwC.de

Der Kern der PwC-Studie bestand darin herauszufinden, vor welchen strukturellen Herausforderungen die Polizei in Deutschland steht, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden. Für die Analyse haben vier PwC-Expert*innen öffentlich zugängliche Informationen wie aktuelle Lohn- und Gehaltstabellen, Tarifverträge und Statistiken der Polizei herangezogen und mit angenommenen Vergleichswerten aus der Privatwirtschaft verglichen. Eine große Problemquelle: Die komplizierten Vergütungsstrukturen, die es potenziellen Bewerbenden schwer machen, die Verdienstmöglichkeiten bei der Polizei mit denen in der Privatwirtschaft zu vergleichen. Kurzfristige Beschäftigung und Föderalismus sorgen für zusätzliche Komplikationen.

Wieso die Polizei um Mitarbeitende kämpfen muss

Zunächst sind die Grundvoraussetzungen für das Gewinnen von Mitarbeitenden sehr gut. Denn Geld ist zwar nicht nebensächlich, aber diene für die Mehrheit der Beschäftigten vielmehr einem Gefühl der Sicherheit. Wichtiger seien altruistische Motive: Gerade Berufseinsteiger*innen würden bei der Polizei eine sinnstiftende und verantwortungsvolle Tätigkeit suchen. Das belegt eine vor Kurzem von der Deutschen Hochschule für Polizei veröffentlichen Studie, die sogenannte MEGAVO-Studie („Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten – MEGAVO“).

»

Der Fachkräftemangel ist schon heute in der Polizei spürbar: Bei Beamt*innen und Anwärter*innen, aber auch bei den tariflich Beschäftigten stehen zu wenig adäquat ausgebildete Arbeitskräfte zur Verfügung.

«
Dr. Wolfgang Zink, PwC-Deutschland-Partner im Bereich Public Sector Consulting

Jedoch findet PwC einige grundlegende Strukturen, die die Behörde als Arbeitgebende weniger attraktiv machen. Zum einen folgen die Gehälter der Polizei einem komplizierten System. Aufgrund verschiedener Besoldung- und Erfahrungsgruppen sind sie sehr unübersichtlich und kaum mit denen der freien Wirtschaft oder öffentlichen Arbeitgebenden vergleichbar. Eine weitere Baustelle stellt der Fachkräftemangel in der IT dar. Hier stehen die Ordnungshütenden – wie alle Arbeitgebenden der öffentlichen Hand – in einem sehr harten Wettbewerb mit der Privatwirtschaft. An dieser Stelle könnten finanzielle Anreize helfen, um insbesondere hochqualifiziertes Personal zu gewinnen, zeigt die PwC-Studie.

Hinzu kommt, dass polizeiliche Fachkräfte im tariflichen Umfeld häufig nur befristet angestellt werden. „Damit entfällt auch der Vorteil des gegenüber dem Privatsektor ‚sicheren Arbeitsplatzes‛“, sagt Studienautor Dr. Wolfgang Zink. Ein weiterer Nachteil ist, dass Tarifbeschäftigte oft nur für bestimmte Aufgaben eingestellt werden. Dies schränkt ihre langfristigen Karriereperspektiven ein und macht den Polizeidienst für sie weit weniger attraktiv.

© PwC.de

Zum anderen konkurriert die Polizei in mehrfacher Hinsicht um Arbeitskräfte – oft genug auch mit sich selbst. Es bestehe ein multidimensionaler Wettbewerb um Bewerber*innen, nicht nur mit der Privatwirtschaft, sondern auch zwischen Bund und Ländern, führt Zink an. An dieser Stelle hinke der Föderalismus, denn Grund dafür seien interne Gehaltsunterschiede zwischen Bund, Ländern sowie die Konkurrenz der Polizei mit den Landesbehörden.

Wege aus dem Nachwuchsmangel

Die Studie arbeitete zudem mögliche Lösungsansätze heraus. Wichtig sei es vor allem, flexible und leistungsgerechte Vergütungen sowie Arbeitszeitmodelle zu schaffen, die mit anderen Branchen vergleichbar sind.

Tarifbeschäftigten müssen zudem vielfältige Karrierechancen eröffnet und Ungleichheiten ausgeräumt werden, um sie langfristig zu binden. Mit Blick auf die altruistischen Motive, die junge Menschen bei der Berufswahl häufig bewegen, betont Dr. Zink: „Die Polizei sollte in der Ansprache potenzieller Nachwuchskräfte ihre wichtige gesellschaftliche Funktion hervorheben – das ist nach wie vor ein veritabler Trumpf.“ Allerdings muss die Polizei in erster Linie selbst aktiv werden, um einen Wandel einzuleiten.