Ein junger Mensch blickt in verschiedene Glaskugeln
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Digitale Verwaltung: Fünf Top-Trends ab 2022

Was Kommunalverwaltungen in den kommenden Jahren erwartet

Das neue Jahr ist noch jung, geht aber mit großen Schritten voran. Welche Entwicklungen könnten sich auf mittlere Zeit durchsetzen bei der Digitalisierung von Kommunalverwaltungen? Wir haben einen Blick in die Kristallkugel – und in den Koalitionsvertrag – geworfen und die Top 5 für Sie zusammengestellt.

Trend 1: Automatisierung

Egal ob es um die automatisierte Push-Nachricht geht, dass eine Passverlängerung ansteht, oder um die automatisierte Auszahlung der Kindergrundsicherung. Pro-aktive Dienstleistungen scheinen die Zukunft zu sein. Verwaltungen werden immer mehr in der Lage sein, Bürgerdaten zu verarbeiten, zu analysieren und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Auf diese Weise lassen sich Serviceangebote zugunsten der Bürger personalisieren, aber auch Trends herausfiltern: demografische Entwicklungen zum Beispiel. All das setzt das intelligente Management großer Datenmengen voraus – und damit den Einsatz künstlicher Intelligenz beziehungsweise intelligenter Prozessautomatisierung.

Trend 2: Smart-City- und Smart-Community-Lösungen

Ressourcen sparen. Wer will das nicht? Kommunen können Energie sparen und vor allem nachhaltig agieren, indem sie die Beleuchtung auf Parkplätzen nach Bedarf steuern. Oder indem sie den Verbrauch von Streusalz bei Schneeverhältnissen kontrollieren. Auch die Instandhaltung von Straßen, von Grünanlagen oder die Leerung von Mülltonnen – all diese kommunalen Dienste werden immer öfter durch Smart-City- und Smart-Community-Lösungen unterstützt: Sensoren erfassen Daten und leiten sie an eine zentrale Plattform in den Kommunen. Dort werden sie ausgewertet und Entscheidungen getroffen. Konkret: Wenn die Winterfahrzeuge Streu-Routen digital erfassen, werden doppelte Fahrten vermieden. Wenn Sensoren die CO2-Konzentration messen, kann schnell gegengesteuert werden. Und wer zeitig eine Schwachstelle im Wassernetz gemeldet bekommt, kann gegensteuern, bevor der Schaden sich zu einer Kostenfalle auswächst. Der interessante Nebeneffekt: Erhobene Daten können bei Bedarf Bürgern zur Verfügung gestellt werden, nach dem Open-Data-Prinzip.

Trend 3: Cloud-Lösungen

Kosten sparen, die eigene IT stets auf dem neuesten Stand halten, gegen Cyberattacken gewappnet sein und installationsfreien Web-Zugang zu Software haben. Dies sind nur einige der Gründe, weswegen sich Kommunalverwaltungen zunehmend für das Auslagern ihrer IT-Landschaft in eine (deutsche) Cloud entscheiden. In dem Maße, in dem eine wachsende Datenflut das Managen einer kommunalen IT-Infrastruktur komplexer und gefährlicher macht, werden Kommunalverwaltungen Outsourcing-Angebote nutzen. Auch die Bereitstellung von standardisierten OZG-Online-Diensten soll angeblich aus der Cloud heraus erfolgen, nach einem SaaS-Modell. Die Bundesländer forderten im Oktober 2021 in einem Positionspapier:

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Eine zeitgemäße Verwaltung agiert kompetent, schnell und präzise. Sie greift auf modernste Technologien zurück, kann ihre Daten schnell und unkompliziert analysieren, um für den Bürger bestmögliche Entscheidungen zu treffen und setzt dafür entsprechende High-End-Produkte ein. All dies ist ohne Cloud Computing nicht möglich. Wir brauchen dringend eine souveräne Verwaltungscloud mit sichereren Lieferketten.

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Trend 4: Open-Source-Software

Open-Source-Software wird in Deutschland und Europa vorangetrieben. In Deutschland hat sich die Bundesregierung ebenfalls dem Open-Source-Projekt verschrieben. Die Hoffnung: Weniger Abhängigkeit von großen IT-Unternehmen, mehr digitale Souveränität in Deutschland und Europa, schnellere Innovationszyklen, eine optimale Nachnutzbarkeit und die größere Kompatibilität mit vorhandenen Verfahren. Denn Open-Source-Lösungen weisen offene Schnittstellen auf, die einen Datenaustausch mit geringerem technischen Aufwand möglich machen. Die Hoffnung ist, dass so auch der Wettbewerb zwischen IT-Unternehmen gefördert wird. Zugunsten von Kommunalverwaltungen – und für besseren Bürgerservice.

Trend 5: Digitale Zwillinge

  • Wie verändert sich die Windströmung bei einer Neubebauung?
  • Wie geht man mit dem Fund einer Fliegerbombe in dicht besiedelten Vierteln um?
  • Wie managt man Verkehrsflüsse, um Staus zu vermeiden?
  • Welche Bebauungen werden überflutet, wenn eine Hochwassersituation eintritt? Wo entstehen städtische Wärmeinseln und wo ist das größte Potenzial an Solarenergie?

Die Beantwortung dieser Fragen hat immer größere Priorität, besonders im Sinne des Klimaschutzes und der nachhaltigen Kommunalentwicklung. Es braucht dafür zuverlässige Vorhersagen. Und diese sind durch präzise Simulationen möglich. Und so werden immer mehr digitale Zwillinge von Städten, aber auch von Kommunen mittlerer Größe entstehen, um Potenziale zu erkennen oder Gefahren abzuschätzen. Grundlage sind 3D-Stadtmodelle, an denen Kommunalentscheider Simulationen und Analysen durchführen können.

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