Zwei Polizisten stehen mit dem Rücken zum Betrachter
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Kulturwandel in der Hamburger Innenbehörde

Regina Paesler-Schorling, Leiterin Strategische Personalentwicklung, im Interview

Seit 2017 baut die Behörde für Inneres und Sport um. Und zwar nicht ihre Ämter und Gebäude, sondern die strategische Ausrichtung ihrer Personalentwicklung. Die Kultur in den zur Behörde gehörenden Bereichen – Polizei, Feuerwehr, Landesamt für Verfassungsschutz, Amt für Innere Verwaltung und Planung und Amt für Migration – steht nicht nur auf dem Prüfstand, sondern befindet sich in einem stetigen Transformationsprozess. VdZ sprach mit Regina Paesler-Schorling, Leiterin Strategische Personalentwicklung, die den Kulturwandel gemeinsam mit ihrem Team vorantreibt.

Frau Paesler-Schorling, Polizei, Feuerwehr und Verfassungsschutz sind im besonderen Maße der Öffentlichen Sicherheit verpflichtet, mehr als zum Beispiel ein Amt für Innere Verwaltung. Wo sehen Sie besondere Herausforderungen, neue Formen der Kommunikation oder der Zusammenarbeit in diesen Bereichen umzusetzen?

Diese Einsatzbereiche prägen uns. Sicherheit im Außen ist unser höchstes Gebot. Experimentelles und iteratives Vorgehen war und ist für uns ungewohnt. Der Vorteil ist, dass wir dadurch grundsätzlich ein starkes Verantwortungsgefühl haben und schnell ins Handeln kommen. Die erste Lösung ist aber manchmal nicht die Beste. Bedarfe der „Kunden“ zu erforschen erfordert ein ganz anderes Vorgehen.

Welche Rolle spielen hierarchische Strukturen? Bei Einsätzen von Polizei und Feuerwehr sind sie ja unabdingbar – wie wirken sie sich jedoch auf einen Transformationsprozess aus?

Unsere Verwaltungslandschaft mit großen Teilen der Einsatzkräfte ist geprägt von bestehenden Prozessen und Abläufen sowie hierarchischen und klar abgegrenzten Strukturen und Zuständigkeiten, die essentiell für das Handeln sind und grundsätzlich eingehalten werden müssen. Die Herausforderung ist, dass ein Teil der Beschäftigten gleichzeitig die Möglichkeit hat, Neues zu wagen und innovative Strukturen etablieren möchte und muss. Nur so können sie möglichst schnell den sich stetig verändernden Anforderungen und Bedarfen der Bürgerinnen und Bürger gerecht. Wir sind also besonders stark gefordert, „beidhändiges“ Denken und Handeln – Ambidextrie – umzusetzen.

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Wir haben wirklich sehr lange gebraucht, um die Nützlichkeit der bestehenden Formen der Zusammenarbeit zu würdigen und ein klares Verständnis über die Anschlussfähigkeit der neuen Formen, insbesondere der Sprache zu erarbeiten. Einige Menschen kommunizieren mittlerweile wirklich druckfreier und ergebnissoffen. Einige Dienstbesprechungen wandeln sich langsam weg von reiner Informationsweitergabe, hinzu Austausch- und Beratungsrunden. Dies sind aber alles kleine Pflänzchen, die wir weiter gut pflegen müssen.

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Der Kulturwandel in der Innenbehörde Hamburgs wurde 2017/2018 angestoßen, beispielsweise wurde ein ThinkTank gegründet. Wo stehen Sie jetzt?

Der ThinkTank ist und bleibt ein wichtiger Dialograum, in dem Transformationsvorhaben kollegial beraten werden können und eigeninitiierte Veränderungsthemen in Form von Prototypen in die Praxis implementiert werden. Er ist also auch ein Raum geworden, in dem sich die Transformationsbegleiter:innen austauschen.

Die Transformationsbegleiter:innen bilden Sie intern aus. Es sind Mitarbeitende, die nach wie vor ihren Job machen, also nicht freigestellt sind. Welche Projekte begleiten sie aktuell?

Sie begleiten die Neuausrichtung der Akademie der Polizei und sind sehr aktiv in Projekten zur modernen Raumgestaltung als Antwort auf mobiles Arbeiten eingebunden.

Wie gehen Sie mit Skepsis gegen die neue Arbeitswelt um? Nicht für jede/n Mitarbeitenden liegt die Notwendigkeit eines Kulturwandels gleich auf der Hand.

Es gibt die Skeptiker, die sich nicht laut äußern, sondern eher über den Flurfunk aktiv sind. Wir laden alle zwei Monate zu einer „austauschBar“ ein, in der wir für uns aktuelle Themen der neuen Arbeitswelt im Fishbowl diskutieren. Diese Veranstaltung findet hybrid statt. Es können sich also auch Mensch einwählen, die unerkannt bleiben und einfach lauschen und sich Informationen abholen. Dieses Format hat schon einige Skeptiker positiv beeinflusst. Die Menschen, die mir mit ihrer Kritik offen entgegen treten, mit denen gehe ich ins Einzelgespräch und versuche deren Bedarfe und Widerstände zu verstehen. Diese Gespräche sind unglaublich wichtig für mich, sie geben uns wichtige Informationen bezüglich unserer Anschlussfähigkeit. Einige dieser Widerständler:innen habe ich zu Übersetzer:innen gemacht und damit gut in unsere Bewegung integriert.

Vielen Dank für das Gespräch!