Blind Lunch, Mystery Lunch
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Vernetzung zwischen Pasta, Salat und Chili con Carne

Auch was für den öffentlichen Dienst: Blind Lunch, Mystery Lunch, Lunch-O-Mat

Wie verbringen Sie Ihre Mittagspause? Am Schreibtisch, in der Kantine, allein oder im üblichen Kollegenkreis? Machen Sie es doch einmal anders! Mit jemanden, den Sie gar nicht kennen – aber vielleicht schon zigmal auf dem Flur begegnet sind. Per Zufall!
Lunch-Roulette: Wer mit wem Mittagessen geht, kann ganz dem Zufall überlassen werden. Apps und Algorithmen können aber auch "interessante" fachliche oder persönliche Kombinationen eruieren.
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Nein, es muss nicht jeden Tag sein und auch nicht unbedingt mit dem ärgsten Gegenspieler in der eigenen Organisation. Der Zufall kann entscheiden. Oder smarte Algorithmen tun es. Ob ausschließlich die eigene Mensa oder eines der umliegenden Business-Lunch-Restaurants zur Auswahl stehen, ist frei zu entscheiden. Im Vordergrund steht der Gedanke, dass sich zwei oder mehr Mitarbeiter in angenehmer Atmosphäre miteinander austauschen.   

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Wem ein Termin pro Woche zu viel erscheint, der verringert eben auf zwei Wochen oder einen monatlichen Turnus.

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Wer mit wem, wann und wo?

Wie immer geht so etwas heute nicht ohne passenden Namen: Blind Lunch, Mystery Lunch oder kreativer: Lunch-O-Mat. In kleinen Unternehmen oder Behörden kann einfach gelost werden, wer, wann mit wem zu Mittag isst. In großen Unternehmen ist dieser Prozess schon etwas aufwändiger und kann durchaus Ressourcen binden, erklärt Christoph Drebes. „Der Auswahlprozess kann leicht die Möglichkeiten von Excel-Tabellen sprengen, insbesondere wenn interessante und komplexere Kombinationen gewünscht sind.“ Drebes spricht aus Erfahrung. Mit seinem Startup „Mystery Lunch“ hat der Jungunternehmer schon für mehrere Dutzend Unternehmen mittägliche „blind dates“ organisiert. Neben namhaften Konzernen sind mit der Bundesbank, der Deutschen Post, der Telekom und der Deutschen Flugsicherung auch öffentliche Einrichtungen bzw. frühere Staatsunternehmen darunter.

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Der Auswahlprozess kann leicht die Möglichkeiten von Excel-Tabellen sprengen, insbesondere wenn interessante Kombinationen gewünscht sind.

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Initiative oder zumindest „grünes Licht“: Leitung sollte sich beteiligen  

Die neue Form des Business Lunch hat Konjunktur. „Wer hier einmal die Initiative ergriffen hat, bleibt meist am Ball.“ Drebes sieht vor allem ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Mit wenig Mitteln kann natürlich keine Organisation als Ganzes verändert, aber durchaus der Boden für neue Ideen bereitet werden, für einen „Über-den-Tellerrand-Blick“ und mehr gegenseitiges Verständnis. Oder einfach mal ein nettes privates Gespräch. Es ist ein flexibles Instrument. „Wem ein Termin pro Woche zu viel erscheint, der verringert eben auf zwei Wochen oder einen monatlichen Turnus – oder genau anders herum.“ Entscheidend aus Sicht des Gründers ist, dass das Vorgehen von der Führungsebene mindestens unterstützt wird. Entscheidungen über den konkreten Ablauf können dann den Mitarbeitern selbst überlassen werden. Zum Beispiel die Auswahl des oder der Restaurants. „Der Rahmen muss schon passen, denn das Ganze soll natürlich Spaß machen und schmecken.“

Organisiert Blind Dates zum Mittag: Christoph Drebes sieht viel Potenzial darin, unterschiedliche Menschen in angenehmer Atmosphäre zu vernetzen.
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Zu zweit oder in der Kleingruppe

Kennenlernen, Kommunikation und Kreativität – diese drei „K“ können auch Motivation sein, Mitarbeiter verschiedener Organisationen zusammenzubringen. Ähnlich den „Shared Offices“ ist das „Shared Lunch“ eine kleine Variante, unterschiedliche Vertreter von Betrieben aus derselben Umgebung, der gleichen oder ganz verschiedener Branchen „an einen Tisch“ zu bekommen. Ob zu zweit oder in der Kleingruppe: Gut vorstellbar ist dieser Ansatz auch für Ministerien.

Gut vorstellbar für Ministerien und Ämter  

In Bonn oder Berlin genauso wie in den Landeshauptstädten sind viele Ressorts räumlich eng beieinander gelegen. Warum nicht die Gelegenheit schaffen, neben den sporadischen Begegnungen in den Kantinen weitere Austauschformate zu begünstigen. Dabei geht es nicht darum, Interna auszuplappern, sondern ein Gefühl für die andere Seite zu bekommen. Umwelt und Verkehr, Wirtschaft und Verbraucherschutz oder die verschiedenen Planungsebenen – auch zwischen verschiedenen Gebietskörperschaften sind solch lockere Formate denkbar.

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Der Rahmen muss schon passen, denn das Ganze soll natürlich Spaß machen und schmecken.

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Eine freiwillige Angelegenheit

Auf kommunaler Ebene liegen die Ämter räumlich oft noch näher zusammen. Auch hier können sich Führungskräfte überlegen, ob ein bisschen Abwechslung am Mittag Organisation und Mitarbeitern gut täten. Wichtig ist natürlich eines: Die Mittagspause ist eine unbezahlte Unterbrechung der Arbeitszeit (Ruhepause von mindestens 30 Minuten) und gesetzlich geregelt. Es geht demnach um einen freiwilligen Zeitvertreib der Arbeitnehmer. Ein kleines Mittagsbudget kann da sehr motivierend wirken.