PLA Award 2025 CUT
© Wegweiser / Simone M. Neumann

Kooperation über Stadtgrenzen hinweg

Connected Urban Twins gewinnt den Public Leadership Award 2025 in der Kategorie „Zukunftstechnologien“

Die Freie und Hansestadt Hamburg, Stadt Leipzig & Landeshauptstadt München haben mit ihrem Projekt „Connected Urban Twins“ den Public Leadership Award 2025 in der Kategorie „Change Maker III – Zukunftstechnologien“ des Zukunftskongresses Staat & Verwaltung gewonnen.
Im Interview berichten Dr. Nora Reinecke, Mirko Mühlpfort und Felix Hörmann über die erfolgreiche Kooperation der drei Städte.

Interview mit Dr. Nora Reinecke, Gesamtprojektleiterin Connected Urban Twins (CUT) und Projektleitung CUT Hamburg, Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg; Mirko Mühlpfort, Projektleitung CUT Leipzig, Referat Digitale Stadt; Felix Hörmann, Projektleitung CUT Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung

Verwaltung der Zukunft: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Public Leadership Awards 2025! Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie und Ihr Team?

Dr. Nora Reinecke (Hamburg): Diese Auszeichnung ist für uns eine besondere Bestätigung – nicht nur für die technologische Innovationskraft von Connected Urban Twins, sondern vor allem für unseren kooperativen, gemeinwohlorientierten Ansatz. Wir sehen den Preis als Anerkennung dafür, dass drei unterschiedliche Städte gemeinsam eine Blaupause für die digitale, nachhaltige und partizipative Stadtentwicklung erarbeiten. Für unser interdisziplinäres Team aus Verwaltung, städtischen Unternehmen und Wissenschaft ist das ein starker Motivationsschub, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen.

VdZ: Können Sie der Leserschaft kurz erläutern, was Ihr Team macht und worum ihr Projekt handelt?

Felix Hörmann (München): Connected Urban Twins – kurz CUT – ist ein bundesweit einzigartiges Kooperationsprojekt der Städte Hamburg, Leipzig und München. Wir entwickeln Urbane Digitale Zwillinge und die dafür notwendigen Datenplattformen. Digitale Zwillinge sind virtuelle Abbilder unserer Städte, die die urbanen Daten und Ressourcen, wie Geodaten und Echtzeitinformationen miteinander kombinieren. Damit können wir städtische Entwicklungen analysieren, visualisieren und simulieren – zum Beispiel im Bereich Klima, Mobilität oder Energie. Besonderen Wert legen wir auf offene Standards, Interoperabilität und darauf, dass die Städte selbst die Hoheit über ihre Daten behalten. Alle technischen Komponenten stellen wir als Open Source bereit, damit andere Kommunen von unseren Erfahrungen profitieren können.

Moderator der Verleihung Dr. Hilmar Schmidt (Kienbaum), Mirko Mühlpfort (Leipzig), Dr. Nora Reinecke (Hamburg), Wolfgang Glock (München) (v. l. n. r.)
© Wegweiser / Simone M. Neumann

VdZ: Was war der Auslöser bzw. das „Warum“ hinter den Connected Urban Twins?

Mirko Mühlpfort (Leipzig): Der Auslöser war die Überzeugung, dass digitale Technologien wie Urbane Digitale Zwillinge enormes Potenzial haben, um Stadtentwicklung effizienter, nachhaltiger und transparenter zu gestalten – wenn wir sie richtig einsetzen. Uns war klar: Um zentralen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Flächenknappheit, der Mobilitätswende und dem Bevölkerungswachstum in Städten zu begegnen, brauchen wir Werkzeuge, die datenbasiertes Handeln in der Verwaltung ermöglichen und gleichzeitig die Stadtgesellschaft (Bürger:innen, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft) aktiv einbinden. Außerdem wollten wir verhindern, dass jede Stadt für sich Insellösungen entwickelt. CUT ist daher von Beginn an als interkommunale Kooperation mit Vorbildcharakter gedacht.

VdZ: Wie gelingt es drei so unterschiedlichen Städten in einem hochkomplexen Projekt effektiv zusammenzuarbeiten?

Felix Hörmann (München): Wir haben ähnliche Herausforderungen, Ziele und vergleichbaren Handlungsdruck. Unser Schlüssel ist unser Netzwerk: Wir arbeiten auf Augenhöhe, nutzen die jeweiligen Stärken der Partnerstädte und setzen auf transparente Kommunikation. Agile Methoden, starker Praxisbezug und regelmäßige städteübergreifende Abstimmungen helfen uns, flexibel zu reagieren.

Mirko Mühlpfort (Leipzig): Jede Stadt bringt eigene Expertise ein – sei es bei Geodaten, bei Governance-Strukturen oder bei der Bürger:innenbeteiligung – und wir entwickeln gemeinsam den Baukasten für Urbane Digitale Zwillinge, den alle nutzen können. Das verbindende Ziel, Open-Source-Lösungen für ganz Deutschland anschlussfähig zu machen, sorgt dafür, dass wir immer in die gleiche Richtung arbeiten.

VdZ: Wie wird dabei im Projekt sichergestellt, dass Städte die Hoheit über ihre Daten behalten?

Felix Hörmann (München): Dazu setzen wir konsequent auf offene Standards, kommunale Datenplattformen und klare Governance-Strukturen. Die Plattformen werden von den Städten selbst betrieben oder in deren Auftrag – nicht von kommerziellen Drittanbietern. Alle Daten werden unter Berücksichtigung der Datenschutzgesetze verwaltet, und Zugriffsrechte sind transparent geregelt.

And the Public Leadership Award goes to ...
Public Leadership Award

And the Public Leadership Award goes to ...

Die Preisträger*innen des Public Leadership Awards 2025 im Überblick

VdZ: Welche drei übertragbaren Erkenntnisse aus der interkommunalen Zusammenarbeit halten Sie für besonders relevant für andere Kommunen?

Dr. Nora Reinecke (Hamburg): Erstens: Kooperation über Stadtgrenzen hinweg ist ein Innovationsmotor für Digitalisierung – wenn man gemeinsame Standards und Ziele definiert.

Zweitens: Offene Technologien und Open-Source-Ansätze erhöhen nicht nur die Skalierbarkeit, sondern stärken auch die Souveränität der Kommunen.

Drittens: Die Verbindung von Technologie, Governance und Gemeinwohlorientierung ist entscheidend. Wer nur die technische Seite betrachtet, wird das volle Potenzial Urbaner Digitaler Zwillinge nicht ausschöpfen.

DIPAS-Einsatz mit Touchtable auf dem Matthäikirchhof in der Stadt Leipzig.

VdZ: Welche Bürger:innenbeteiligungsformate oder digitalen Tools haben sich bisher als besonders wirksam oder innovativ erwiesen?

Dr. Nora Reinecke (Hamburg): Besonders wirkungsvoll sind Visualisierungstools, mit denen Bürger:innen komplexe Planungsprozesse in 3D und in Echtzeit erleben können. Ob am Bildschirm oder in der VR-Brille, die Bürger:innen sehen unmittelbar, wie sich etwa eine neue Grünfläche oder eine veränderte Verkehrsführung auswirken könnte. Auch DIPAS, das in Hamburg entwickelte digitale Partizipationssystem, auf dessen Plattform Ideen eingebracht, kommentiert und priorisiert werden können, hat sich im Projektzeitraum in verschiedenen Beteiligungsverfahren bewährt. Diese Werkzeuge machen Beteiligung niedrigschwellig, anschaulich und interaktiv – und führen so zu einer höheren Qualität der Rückmeldungen.

VdZ: Welche nächsten Schritte planen Sie für Connected Urban Twins und was sind Ihre langfristigen Ziele?

Felix Hörmann (München): Kurzfristig wollen wir alle im CUT-Projekt entwickelten technischen Bausteine fertigstellen und als Open-Source-Lösungen über Open CoDE veröffentlichen. Gleichzeitig arbeiten wir noch an weiteren praxisnahen Anwendungsfällen.

Mirko Mühlpfort (Leipzig): Langfristig sehen wir CUT als Startpunkt eines wachsenden Kompetenz- und Technologienetzwerks Urbaner Digitaler Zwillinge aus Deutschland. Unser Ziel ist es, dass Kommunen bundesweit auf erprobte, anschlussfähige und gemeinwohlorientierte digitale Werkzeuge zugreifen können, und sich in unseren Städten Innovationskerne mit Wirtschaft und Wissenschaft herausbilden.

Dr. Nora Reinecke (Hamburg): Connected Urban Twins ist für uns der Beginn einer nachhaltigen Entwicklung. Die Erkenntnisse und Werkzeuge, die wir in Hamburg, Leipzig und München erarbeitet haben, fließen dauerhaft in die Praxis unserer Städte ein – und bilden die Grundlage für weitere Innovationen. So stellen wir sicher, dass aus einem Kooperationsprojekt eine dauerhafte Veränderung für eine lebenswerte, demokratische und digitale Stadtentwicklung entsteht.

Virtual Reality Vorstellung der Landeshauptstadt München.