4. ZuKo Thinktank
© Simone M. Neumann

Ohne Daten keine KI

Rückblick auf den 4. ZuKo-THINKTANK 2025

Der 4. ZuKo-THINKTANK, ein kreativer Satellit des Zukunftskongresses Staat & Verwaltung, hat am 2. September 2025 rund 70 Teilnehmende zu einem offenen Austausch auf dem Seminarschiff Orca ten Broke eingeladen. Unter der Chatham House Rule diskutierten Expert*innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Industrie die Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz in Staat & Verwaltung: von Praxisbeispielen und deren Messbarkeit über neue Anforderungen an Führung und Change Management bis hin zu Governance-Fragen und den Infrastrukturen, die den Einsatz von KI im Staat überhaupt ermöglichen.

Wie schaffen wir die Transformation hin zu einem modernen Staat mit KI-gestützter Verwaltung?

Diese Leitfrage stand im Mittelpunkt des 4. ZuKo-THINKTANK, der an Bord des Seminarschiffs Orca ten Broke unter der Chatham House Rule stattfand. In neun Sessions diskutierten die Teilnehmenden, wie künstliche Intelligenz und Automatisierung zur Modernisierung von Staat und Verwaltung effektiv beitragen können.

Die Sessions & Learnings im Überblick:

Pre-Event – KI in der Bundesregierung mit Staatssekretär Bernd Krösser (Fokus BMI)
Im Sicherheitsbereich stellen sich besondere Herausforderungen: KI kann bei der Analyse großer Datenmengen, der Bekämpfung von Cyberkriminalität oder im Katastrophenschutz unterstützen, bringt aber auch Fragen nach Transparenz, Grundrechtsschutz und internationaler Regulierung mit sich. Diskutiert wurde zudem die Rolle des neu geschaffenen Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung, das künftig zentrale Aufgaben bei der Koordination digitaler Souveränität, beim Aufbau vertrauenswürdiger Infrastrukturen und bei der Abstimmung zwischen den Ressorts übernehmen soll.

Milen Starke, Staatssekretärin und CIO des Freistaates Thüringen
© Wegweiser Media & Conferences GmbH / Simone M. Neumann

Mit Frische und Elan aus der Sommerpause: Kursbestimmung für Staatsmodernisierung und Digitalisierung
Die Eröffnung setzte den thematischen Rahmen: von der digitalen Infrastruktur und der Einführung standardisierter Daten- und IT-Systeme über die Förderung von Innovationskultur und Change Management bis hin zur Rolle von KI als zentralem Innovationsmotor. KI wurde dabei als Technologie diskutiert, die Prozesse beschleunigt, Entscheidungsfindung unterstützt und neue Formen der Bürgerbeteiligung ermöglicht. Gleichzeitig müssen die dafür nötigen finanziellen Mittel nachhaltig geplant und eingesetzt werden, um den sicheren und verantwortungsvollen Einsatz von KI in der Verwaltung zu gewährleisten.

Zwischen Potenzial und Praxis – Wie viel KI ist schon in der Verwaltung angekommen?
Im Mittelpunkt der Session stand die Frage, wie Verwaltungen den Schritt von ersten Pilotprojekten hin zu einer nachhaltigen, flächendeckenden Nutzung von KI schaffen können. Deutlich wurde, dass es nicht bei Einzelinitiativen bleiben darf, sondern dauerhafte Strukturen, klare Verantwortlichkeiten sowie die notwendigen technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit KI langfristig wirksam in der Verwaltung verankert werden kann. Zentral hierfür ist die systematische Erhebung, Pflege und Nutzung von Daten, die als Grundlage für jede KI-Anwendung dienen.

Dr. Maximilian Lukas Wehage, Leiter der Projektgruppe Künstliche Intelligenz im BMDS
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Führung im Wandel – Wie KI und Automatisierung die Führungskultur in der Verwaltung neu definieren
KI verändert nicht nur Prozesse, sondern auch Rollenbilder: Führungskräfte müssen lernen, Entscheidungen stärker datenbasiert zu treffen und den Kulturwandel in ihren Organisationen aktiv zu gestalten. Gleichzeitig gilt es sicherzustellen, dass zentrale Kompetenzen, wie strategisches Urteilsvermögen in der Führung sowie fachliches Wissen und Erfahrungswerte bei den Mitarbeitenden, nicht verloren gehen, sondern im Zusammenspiel mit neuen Technologien weiterentwickelt werden.

Infrastrukturfähigkeit für KI – Cloud, Rechenzentren und der Deutschland-Stack als digitale Basis des Staates
Ohne eine robuste, sichere und interoperable Infrastruktur lassen sich KI-Anwendungen nicht skalieren. Zentral sind Cloud-Lösungen, Datenräume und der Aufbau digitaler Souveränität. Nur wenn Daten in geeigneter Form verfügbar und nutzbar sind, können diese Infrastrukturen ihr Potenzial entfalten. Kontrovers diskutiert wurde außerdem die Frage, ob es einheitliche Standards braucht oder ob Vielfalt und Wettbewerb den besseren Weg darstellen.

Ana Dujić, Leiterin der Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft im BMAS
© Wegweiser Media & Conferences GmbH / Simone M. Neumann

Digitalrendite – Wie KI Effizienz in der Verwaltung freisetzt
KI kann Verwaltungsprozesse beschleunigen, Kosten senken und Fachkräfte entlasten. Wichtig ist dabei, die Effizienzgewinne in Form einer „Digitalrendite“ für bessere Services und Bürgernähe nutzbar zu machen und sicherzustellen, dass diese Gewinne nicht im System versickern, sondern spürbar bei Bürger*innen sowie Mitarbeitenden ankommen.

Inspiration aus der Praxis – Was funktioniert schon? KI und Automatisierung in der deutschen Verwaltung
Praktische Anwendungsfälle sind entscheidend, um das Potenzial von KI greifbar zu machen. Sie zeigen, wo bereits Mehrwerte entstehen und welche Faktoren den Transfer in andere Bereiche erleichtern. Zugleich machen sie sichtbar, welche Hürden noch bestehen, etwa bei Datenverfügbarkeit, Kompetenzaufbau oder rechtlichen Rahmenbedingungen.

Staatssekretär Dr. Dirk Günnewig, Ministerium der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen
© Wegweiser Media & Conferences GmbH / Simone M. Neumann

Governance & Verantwortung im KI-Zeitalter – Freiräume schaffen, Risiken steuern
KI im Staat muss vertrauenswürdig, rechtssicher und nachvollziehbar sein. Governance-Rahmen wie der EU AI Act bilden die Grundlage, um Risiken zu minimieren und gleichzeitig Innovation zu ermöglichen. Ebenso wichtig ist eine Kultur der Verantwortung in den Behörden, die neben Technik und Regulierung auch Werte wie Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Fairness einschließt.

Ergebnisse und Feedback zum Tag – Was wir morgen anders machen: Denkraum für eine transformative Verwaltung
Im Abschluss reflektierten die Gesprächsleitungen die zentralen Impulse der Sessions. Ziel war es, Denkanstöße zu bündeln und konkrete Perspektiven für die Weiterarbeit aufzuzeigen. Entscheidend ist nun, diese Impulse in den Alltag der Verwaltung zu tragen und dadurch langfristige Veränderung anzustoßen.

Studie „KI als Changemaker – Intelligente Automatisierung in Staat & Verwaltung“ 

Begleitet wurde die Veranstaltung von der Wegweiser-Studie „KI als Changemaker – Intelligente Automatisierung in Staat & Verwaltung“. Diese untersucht anhand fünf zentraler Bereiche, wie KI als strategischer Hebel die öffentliche Verwaltung in Deutschland sowohl fachlich als auch organisatorisch weiterentwickeln kann.

Fazit

Ziel des 4. ZuKo-THINKTANK war es, einen offenen Austausch zu ermöglichen: durch gemeinsame Gespräche, Peer-to-Peer-Dialoge und die aktive Einbindung aller Teilnehmenden. Damit wurde bewusst ein Format gewählt, das ohne die klassische Podiumssituation eines Kongresses auskommt.

Unter den Referent*innen waren u. a. Ana Duji´c (Bundesministerium für Arbeit und Soziales), Staatssekretär Dr. Dirk Günnewig (Ministerium der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen), Dr. Moritz Heuberger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Staatssekretär Bernd Krösser (Bundesministerium des Innern), Prof. Henning Lühr (Staatsrat a. D. und Professor für Verwaltungswissenschaften, Hochschule Bremen), Arne Schneider (Haushaltsdirektor der Freien und Hansestadt Hamburg), Staatssekretärin Milen Starke (CIO Thüringen) sowie Dr. Maximilian Lukas Wehage (Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung). Gemeinsam mit den weiteren Teilnehmenden gestalteten sie einen vielfältigen Dialog auf Augenhöhe.

Der Wandel hin zu einem modernen, KI-gestützten Staat erfordert vor allem eines: Mut, Strukturen zu verändern und dafür Verantwortung zu übernehmen. Die technischen Mittel stehen längst bereit. Jetzt gilt es, Pilotprojekte in langfristige Strategien zu überführen, Kräfte zu bündeln und Innovation aktiv voranzubringen. 


 

An Bord der Orca ten Broke gab es Raum für vertiefte Gespräche, offene Dialoge und intensive Debatten. Einen Eindruck vom Tag auf der Spree erhalten Sie in unseren Impressionen.